Fleckenteufel (German Edition) by Strunk Heinz

Fleckenteufel (German Edition) by Strunk Heinz

Author:Strunk, Heinz [Strunk, Heinz]
Language: deu
Format: epub
Tags: Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Publisher: Rowohlt (com)
Published: 2009-10-04T22:00:00+00:00


Roland steht in der Schlange und ist gleich dran. Vor ihm eine Oma mit Omaeinkäufen, hinter ihm ein Mann mit seinem vielleicht dreijährigen Sohn, der im Einkaufswagen herumturnt und nervt. Heiko, Tiedemann und ich stehen beim Naschzeug und beobachten das Geschehen. Die Oma ist gebrechlich und ungeschickt; sie braucht ewig, bis sie ihre Sachen aufs Band gelegt hat. Nervenzerfetzend. Das Kind turnt im Einkaufswagen herum und brabbelt vor sich hin, der Vater hat die unangenehme Eigenart, überlaut mit ihm zu sprechen:

«NEIN, KONSTANTIN, LEG DAS MAL WIEDER HIN.»

Konstantin, was ist denn das schon wieder für ein Scheißname?

«KONSTANTIN, ICH HAB’S DIR GESAGT, LEG DAS BITTE WIEDER HIN.»

Der hat sein Balg einfach nicht im Griff. Es brabbelt irgendwas, ich versteh kein Wort, der Vater offenbar schon:

«DAS WEISS ICH NICHT. ALLE WOLLEN GERNE CLOWNS SEIN, KONSTANTIN. DAS WOLLEN ALLE GERNE, CLOWNS SEIN.»

Was für einen grauenhaften Unfug erzählt der da seinem Kind! Wer will hier Clown sein? Niemand, niemals, unter gar keinen Umständen, Clowns sind das Allerletzte. Ich weiß zwar nicht viel, aber das ist eines der wenigen Dinge, die ich ganz genau weiß. Man möchte das Kind aus dem Wagen nehmen und schütteln:

«KONSTANTIN, DU BIST ZWAR EIN TOTAL ÄTZENDES KIND, ABER TROTZDEM: HÖR NICHT AUF DEINEN VATER. ER HAT UNRECHT. IN DIESEM PUNKT UND IN ALLEN ANDEREN PUNKTEN AUCH.»

Leider wird man Konstantin jetzt schon verloren geben müssen.

Endlich ist die Oma abkassiert, und Roland legt den Alkohol, getarnt durch Cola, grüne Weingummiapfelringe, Haribokonfekt, Mr. Freeze Stangenwassereis und eine Tüte Würmer aufs Laufband. Echt abgebrüht. Seelenruhig tippt die Kassiererin die Preise ein, ohne Roland anzugucken. Wir haben es geschafft! Doch dann:

«Wie alt bist du eigentlich?»

«Achtzehn.»

«Kann ich bitte mal deinen Ausweis sehen?»

Alles klar, das war’s dann. So ’ne Scheiße, der einzige Supermarkt weit und breit. Doch wir haben nicht mit der Genialität von Roland Schmidt-Wagenknecht gerechnet:

«Der ist im Auto. Soll ich ihn holen gehen?»

Die Kassiererin überlegt kurz, dann sagt sie:

«Nee, lass mal. 36,35 macht das dann.»

«Ach, und zwei Tüten noch.»

«36,45.»



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